Lean Construction – Schlanke Struktur und Organisation in der Baubranche

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geschrieben von
Lean Construction – Schlanke Struktur und Organisation in der Baubranche
Matthias Baumgartner

Die Situation der Bauindustrie in Südtirol ist in einer kritischen Phase. Zwischen 2007 und 2010 ist die Anzahl der Beschäftigten in der Bauindustrie um 17,7%, die Anzahl der Betriebe um 12,4% gesunken (Jahresbericht, Kollegium der Bauunternehmer, 2010). Die makroökonomischen Aussichten im Allgemeinen und die Marktaussichten für die Bauindustrie sind auch für die kommenden Jahre negativ.

Es ist also davon auszugehen, dass der Konsolidierungsprozess in der Bauindustrie weitergehen wird. Nachdem auch der Preisdruck ständig zunimmt, werden gerade die Unternehmen die größten Chancen haben, welche eine schlanke Struktur haben und danach leben.

Lean Construction, die Anwendung der Prinzipien des Lean Manufacturing (Toyota-Produktionssystem) in der Bauindustrie, ist eine Methode, die den Verbrauch von Material und Zeit minimiert und die das Ziel hat den höchstmöglichen Wert zu erzeugen (Koskela, 2002).

Lean Construction und Lean Manufacturing unterscheiden sich in der operativen Anwendung, aber sie verfolgen die gleichen Prinzipien:

  • Optimierung des gesamten Systems durch Zusammenarbeit und systematisches Dazulernen.
  • Kontinuierliche Verbesserung und Verfolgung der Perfektion, wobei jeder Mitarbeiter daran teilnehmen soll.
  • Focus auf die Wertmaximierung für Besitzer, Kunde und Benutzer
  • Eine kontinuierliche Wertschöpfung ermöglichen, indem Hindernisse und Prozesse welche nicht an der Wertschöpfung beteiligt sind eliminiert werden.

Die Unterschiede zur Lean Manufacturing kommen daher, dass der Bauprozess wie ein Produktionssystem gesehen wird, welcher als Produkt einen Prototyp hat. Wie Dennis Sowards (2004) bekräftigt, ist es oberste Priorität eines jeden Bauunternehmens, den kontinuierlichen Fluss an Arbeiten zu erhalten, damit das Kalkulationsteam, die Bauarbeiterteams, der Einkauf und die Lieferung von Materialien und Drittleistern ständig operativ für die Konstruktion des Bauobjektes beschäftigt sind.

 

In der Theorie können verschiedene „Best Practices“ bezüglich Lean Construction definiert werden. Die wichtigsten sind von C.T. Cain (2004) aufgezählt worden:

  • Die Bauobjekte müssen maximale Funktionalität haben, zur vollsten Zufriedenheit der Endbenutzer
  • Ineffizienz und Vergeudung bei der Verwendung von Arbeitern und Materialien muss eliminiert werden
  • Die Bauarbeiter und Lieferanten müssen von Anfang an in die Planung miteinbezogen werden um maximale Integration zu garantieren.
  • Die Planung und die Bauausführung müssen in jedem einzelnen Punkt miteinander verbunden werden für eine effektive Koordinierung. Die Verantwortungen der einzelnen Mitarbeiter müssen klar definiert werden.
  • Die Baufortschritte und die Erfolge von Verbesserungen müssen mit spezifischen Methoden laufend überprüft werden.