Kennzahlen: Kein Ende in Sicht

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Horst Völser

Kennzahlen: Immer wieder neue Indikatoren und eine bunte Vielfalt. Aber welche Kennzahlen sind denn überhaupt wichtig? Können wir Kennzahlen vertrauen oder kann vieles versteckt werden?

 

Grundsätzlich ist es mit Kennzahlen wie mit einer Blutprobe, häufig reicht diese nicht aus, um eine genaue Diagnose zu erstellen. Daraufhin folgen noch weitere Analysen, damit der Sachverhalt bestmöglich verstanden werden kann.

Mit den Kennzahlen ist es ähnlich: Die Kapitalkennzahlen bilden die Kapitalstruktur ab, die Rentabilitätskennzahlen jene der Rentabilität und die Liquiditätskennzahlen ergeben ein Bild der finanziellen Lage.

Es ist je nach Branche unterschiedlich, welche Kennzahlen wirklich relevant sind.
Allgemein gilt:

  • Eigenkapitalquote,
  • ROI oder Gesamtkapitalrendite,
  • Cash Flow zum Umsatz,
  • Schuldtilgungsdauer,
  • und EBIT

sind immer wichtig.

Als weitere Indikatoren für die Stabilität eines Unternehmens können Kennzahlen wie Lieferanten- und / oder Kundenziel gelten, zudem ist die Investitionsquote ebenfalls relevant. Die Summe dieser Kennzahlen, abgestimmt auf das Unternehmen, bietet üblicherweise ein aussagekräftiges Bild.

Wichtiger als Kennzahlen – die TENDENZ

Viel wichtiger als die eigentliche Kennzahl scheint mir die Tendenz zu sein. Wie entwickelt sich das Unternehmen? Vielfach wird auf Kennzahlen eines Jahres Wert gelegt, das ist zwar verlockend, aber grundsätzlich nicht ausreichend.

Die Entwicklung von Kennzahlen ist einer der wesentlichen Faktoren – vielleicht der ausschlaggebende Faktor. Ein Unternehmen, das sich von eher schwachen Kennzahlen positiv entwickelt, ist besser zu beurteilen als eines, das von Kennzahlen auf hohem positivem Niveau in jeder Periode Verschlechterungen abbildet.

In der Literatur lese ich immer wieder von sogenannten „Frühwarnsignalen“. Gerade die Entwicklung der Zahlen, der Ergebnisse im Laufe der Jahre, sind die Frühwarnsignale schlechthin!

Nicht die absolute Zahl ist ausschlaggebend, sondern die Entwicklung!

Unternehmen mit einer hohen Investitionsquote werden häufig schlechtere Kennzahlen im Bereich Liquidität und Rentabilität aufweisen als ein Unternehmen, das seit Jahren konstant nur mehr wenig investiert. Seien Sie achtsam, nicht das Tagesergebnis oder der Quartalsbericht sind ausschlaggebend, es ist die Entwicklung des Unternehmens, die das Fundament für den Erfolg abbildet.

Es ist relativ einfach durch Einsparungen und Kürzungen kurzfristigen Erfolg zu erzielen und damit das langfristige Überleben des Unternehmens zu gefährden. Leider basieren heute viele Überlegungen auf dieser kurzfristigen Denkweise. Einer kurzfristigen Denkweise, die der langfristigen Strategie eines guten Unternehmers widerspricht.

Es ist daher mehr als sinnvoll, wenn Sie auf sehr hohe kurzfristige Rentabilität, Gewinn oder „Cash“ verzichten, dafür aber in das langfristige Überleben ihres Unternehmens investieren. Dies bedeutet nicht, keine Gewinne zu erzielen, sondern Gewinne oder Teile des Gewinns in die Zukunft zu investieren.

Blicken Sie neben den üblichen und bereits genannten Kennzahlen auch auf jene Werte, die das langfristige Überleben des Unternehmens sichern. Dazu gehört die Investitionsquote, die Innovationsaktivitäten und die Vermeidung der Steigerung der Eigenkapitalrentabilität bedingt durch den Leverage-Effekt.

Sie als UnternehmerIn haben die Pflicht langfristig zu denken. Das Überleben des Unternehmens ist wichtiger als Ihr kurzfristiges Rentabilitätsziel. Dies bedeutet nicht, dass Sie als UnternehmerIn auf Gewinn verzichten. Sie erzielen trotzdem Gewinn, aber im optimalen Ausmaß und nicht im maximal möglichen!