Big Data – Big Business. Aber für wen?
Zwei Texte, die ich vor kurzem gelesen habe, haben mich zu diesem Management-Memo angeregt. Unter dem naivistischen Titel „Wie groß ist Big Data?“ dekonstruiert das deutsche Wirtschaftsmagazin brand eins den Hype um diesen Begriff. Das schweizer Magazin hingegen beschreibt, welche Rolle Big Data beim amerikanischen Wahlkampf und beim Brexit-Referendum gespielt hat.
Zwei Texte, zwei unterschiedliche Perspektiven.
Dieses Management-Memo beschreibt kompakt den Begriff Big Data (1.), auf was es ankommt (2.) und wir zeigen auf, wen das Thema betrifft und was das ROI TEAM dazu leisten kann (3.).
1. Was ist Big Data?
Als Big Data werden große Datenmengen bezeichnet, die noch dazu komplex strukturiert und / oder dynamisch (veränderbar) sein können. Ihre Handhabung erfordert nicht nur große Speicher- und Rechenkapazitäten, sondern auch – und vor allem – Fachleute. Große Datenmengen werden beispielsweise durch die Telekommunikation generiert (v.a. durch Internet und Mobilfunk), durch Messinstrumente in der Forschung oder in der Industrieproduktion, oder etwa auf den Finanzmärkten.
Es gibt Unternehmen und öffentliche Einrichtungen, die per se mit großen Datenmengen umgehen müssen (z.B. Energieversorger, Sozialversicherungsträger, Statistik-Ämter); dann gibt es Unternehmen, die Daten sammeln, um Interessen und Konsumgewohnheiten kennenzulernen und kommerziell zu verwerten (Marketing und zielgenaue Werbung); und es gibt Unternehmen, die sich fragen: Was hat das Ganze mit mir zu tun?
2. Auf was kommt es bei Big Data an?
Die drei aus meiner Sicht interessantesten Aspekte aus dem brand eins-Artikel:
a) Big Data braucht gute Daten. In den USA wurde untersucht, ob sich die Ausbreitung von Grippewellen anhand von Internet-Suchanfragen besser vorhersagen lässt, als durch die vergleichsweise altmodisch anmutenden Befragungen von Ärzten durch die US-Gesundheitsbehörden. „Google Flu Trends“ (Google Grippe Trends) versprach bessere und schnellere Ergebnisse.
Das Problem: Wenn ich „Grippe Symptome“ oder „Apotheke Bozen“ google, muss das noch lange nicht bedeuten, dass ich eine Grippe habe. Es kann sich auch um eine Erkältung oder um vorsorgliches Interesse handeln. Unter anderem deshalb habe sich die Vorhersage-Qualität von Google Flu Trends als „lausig“ erwiesen. Die Beamten hätten mit ihren Fragebögen „im Durchschnitt bessere Vorhersagearbeit“ geleistet. Warum? Weil sie Ärzte befragen, und diese immer noch am besten beurteilen können, was einem fehlt. Suchanfragen oder auch Bewegungsdaten können wertvolle Zusatz-Informationen liefern, echte Diagnosen aber nicht ersetzen. Der Mensch als Ungenauigkeits-Faktor ist bei Datenerhebungen also nicht zu unterschätzen.
b) Mehr Daten ist nicht immer besser. Für die meisten Unternehmen dürften noch mehr Daten vor allem eines bedeuten: noch mehr Überforderung. Big Data ist kein Trend, auf den man einfach aufspringen kann. Big Data ist entweder ein wesentlicher Pfeiler der Unternehmens-Strategie und eine technische Voraussetzung für die Leistungen des Unternehmens – oder nicht.
Will man große Datenmengen erfassen, etwa Messdaten, um Prozesse effizienter zu gestalten, erfordert das eine entsprechende IT-Infrastruktur und Fachleute. Hat man beides nicht, ist man ganz von externen IT-Dienstleistern abhängig. Und: „Je größer die Datenmengen, desto geringer die Hoffnung auf schnelle Erfolge“, so der brand eins-Autor. Die Kunst ist es, mit wenigen, aber guten Daten möglichst aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen.
c) Big Data braucht ein Gesamt-Konzept. Big Data kann für Unternehmen, die mit dem Thema noch nicht vertraut sind, nur dann einen Wettbewerbs-Vorteil bedeuten, wenn es ein gut durchdachtes, ausgewogenes Gesamt-Konzept gibt; von der Erhebung der Daten bis zur Interpretation der Ergebnisse. Sonst entsteht die unter Punkt a) beschriebene Schieflage, dass mit hohem Aufwand Daten untersucht werden, die aber eigentlich nur von minderer Qualität sind.
Hier liegt auch das Hauptproblem von Wahl-Umfragen. Werden WählerInnen persönlich interviewt, geben sie ungern zu, eine extreme Partei wählen zu wollen (und geben stattdessen lieber eine sogenannte sozial erwünschte Antwort, nennen also eine salonfähige Partei oder behaupten, nicht wählen zu gehen). Durch Online-Umfragen erhält man zwar ehrlichere Antworten, erreicht aber ältere Menschen schlechter. Solche und weitere Mängel in der Datenbasis lassen sich nachträglich kaum ausbügeln und führen immer noch und immer wieder zu verzerrten – und letztlich falschen – Wahl-Prognosen.
In diesem Zusammenhang empfehlen wir Ihnen den Artikel „Ich habe nur gezeigt, dass es die Bombe gibt“ des schweizer Wochenblatts Das Magazin. Er beschreibt, wie zielgenau soziale Medien mittlerweile genutzt werden können, um politische Einstellungen zu erfassen und imzuge von Wahlkampagnen zu manipulieren. Soziale Medien – und damit auch Big Data – haben im amerikanischen Wahlkampf und beim Brexit-Referendum zweifelsohne eine große Rolle gespielt – wie groß, wird wohl noch eine Weile untersucht und diskutiert werden. Doch das ist kein Grund für Hysterie oder für Verschwörungs-Theorien, sondern vielmehr ein permanenter Anlass, Informationsquellen kritisch zu hinterfragen und die Echo-Kammern der sozialen Medien regelmäßig zu verlassen.
3. Was bedeutet Big Data für Sie und uns?
In Südtirol hantieren nur wenige Unternehmen mit wirklich großen Datenmengen. Diejenigen, die es tun (müssen), können es längst und werden den medialen Hype um dieses Thema wohl milde belächeln.
Doch Big Data ist unserer Ansicht nach auch ein relativer Begriff. Angesichts rasant wachsender Datenmengen schwingt bei diesem Begriff immer auch eine latent drohende Überforderung mit. Für kleine Betriebe kann schon eine umfassende Kunden-Umfrage oder Marktstudie eine große Heraus- oder sogar Überforderung darstellen. So etwas bedarf Know-how in empirischer Forschung und Statistik, Softwarekenntnisse, Sprachkenntnisse, etc.
Das ROI TEAM hat Spezialisten an Bord und ein kompetentes Partner-Netzwerk. Haben Sie Beratungsbedarf zum Thema Datenerhebung und -auswertung? Wir helfen Ihnen gerne und haben Erfahrung in der Umsetzung anspruchsvoller, langfristiger Projekte. Vereinbaren Sie einen Termin mit uns. Die Erstberatung ist stets kostenlos.