BASEL III – Kritische Reflexion

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BASEL III – Kritische Reflexion
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Vor allem die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise in den Jahren 2007/08 hat dazu geführt, dass das Verlangen der Bevölkerung nach einem sicheren und stabilen Finanzmarkt immer größer wurde und der Druck auf Bankinstitutionen enorm gewachsen ist. Aus diesem Grund hat der Ausschuss für Bankenaufsicht im Jahr 2010 bereits die dritte und erweiterte Auflage eines Bankenregulierungssystems veröffentlicht: BASEL III.

 

Noch vor der Fertigstellung des Rahmenwerks häuften sich die Kritiken diesbezüglich. Natürlich kommen negativen Äußerungen hauptsächlich von Seiten der Banken, die von den Vorschriften direkt betroffen sind. Die neuen Regeln seien zu hart und würden das Bankengeschäft ersticken, heißt es immer wieder.

In letzter Zeit habe ich die Bilanzen verschiedener, vor allem großer Banken analysiert. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Eigenkapitalquoten stets erschreckend nieder sind. Vor allem im Vergleich zu Unternehmen anderer Branchen können Kreditinstitute nur sehr wenig Eigenmittel vorweisen. Die Konsequenz: Den Banken fehlen die notwendigen Reserven, um Verluste absorbieren zu können.

Genau an diesem Punkt setzen die BASEL-Richtlinien an und schreiben den Banken die Erfüllung von bestimmten Kennzahlen vor. Geldhäuser sollen somit selbst mit Verlusten konfrontiert werden und diese selbstständig verkraften, ohne dass öffentliche Gelder hierfür eingesetzt werden müssen. Dieser Grundgedanke leuchtet auf jeden Fall ein.

Trotzdem stelle ich mir die Frage, ob die Vorschriften nach BASEL III ausreichen, um genügend Sicherheit für die Zukunft schaffen. Beschränkt sich das Rahmenwerk ja ausschließlich auf Eigenkapital- und Liquiditätsvorschriften. Auch wenn diese mit der neuen Auflage wieder strenger gestaltet wurden und somit jede einzelne Bank bilanziell stärken, wird die Sicherheit des Finanzsystems als Ganzes, im Sinne von höchst komplexen Zusammenspielen verschiedener finanzwirtschaftlichen wie auch realwirtschaftlichen Faktoren, nur begrenzt berücksichtigt.

Hinsichtlich dieser Feststellung beinhaltet das neue Regelwerk zumindest ein neues Instrument, welches der Ursache des Problems, dem gewinnmaximierenden Handeln von Banken, entgegenwirkt und somit dem Aufkommen von Krisen grundlegend vorbeugt: der antizyklische Kapitalpuffer.

Dieser sorgt dafür, dass in guten Zeiten gewisse Polster angelegt werden. Leider sind hierfür nur zwischen 0% und 2,5% der risikogewichteten Aktiva geplant, was dem guten Ansatz wiederum jegliche Chancen raubt, für weitgehende Sicherheit zu sorgen.

Ich glaube, dass das Problem der heutigen Finanzwirtschaft ein viel grundlegenderes ist, als die zu geringen Eigenkapitalquoten von Banken. Es fehlt dem neuen Rahmenwerk demnach an Innovation. Obwohl man die Erkenntnis gemacht hat, dass BASEL II grundlegend versagt hat, geht der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht denselben, sichtlichen falschen Weg weiter.

Da sich das Bankgeschäft im Laufe der letzten Jahrzehnte grundlegend verändert hat und Spekulationen sich als ertragreiche Quelle etabliert haben, wird die Finanzwirtschaft zu einem unüberschaubaren System, das nichtsdestotrotz immer mehr an weltwirtschaftlichem Einfluss gewinnt. Ich bezweifele, ob eine so geringfügige Erweiterung wie BASEL III sie es ist, zukünftige Krisen verhindern kann.

Ein weiterer Kritikpunkt ist auch jener, dass die BASEL-Regeln nicht zwischen den einzelnen, weltweiten Banken differenzieren. Obwohl große Finanzkrisen zumeist von multinationalen Kreditinstituten mit globalen Geschäftsmodellen ausgehen, welche mit Summen im Milliardenbereich spekulieren, welche sie selbst nicht decken können, sind von den Vorgaben grundsätzlich auch kleine regionale Banken betroffen, die mit Krediten die privaten Haushalte versorgen. Natürlich finde ich es nicht schlecht, wenn auch diese gestärkt werden. Trotzdem sollten meiner Meinung nach nicht alle Institute in einen Topf geworfen werden, auch wenn man davon ausgehen kann, dass für international tätige Geldhäuser die größten Belastungen zu erwarten sind, da kleine Banken die geforderten Vorschriften sehr oft bereits jetzt erfüllen.

Ob BASEL III sein Ziel erreichen und tatsächlich das Finanzsystem stärken und für Krisen rüsten wird, bleibt offen. Die Regeln werden nun stufenweise über Jahre hinweg eingeführt, damit ein Abwürgen des Bankengeschäftes erspart bleibt. Es gilt also die Balance zwischen einer stabilen Regulierung und einer Kreditverknappung zu erhalten. Ist dieses Verhältnis nicht oder nicht ausreichend gegeben, steigt das Risiko einer erneuten Krise, welche durch die wachsenden Finanzmärkte immer größere Ausmaße erreichen kann.